Wie Kakao das Leben zerstört

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Wie Kakao das Leben zerstört

Sep 27, 2021

Wie Kakao das Leben zahlreicher Kinder zerstört

Es ist Anfang November und die Weihnachtszeit steht in den Startlöchern. In dieser Zeit esse ich besonders gern Schokolade und ich erwische mich immer wieder in Super- oder Drogeriemärkten, wie ich mir die Schokoladen-Adventskalender ansehe und überlege meinen Kindern welche zu kaufen.

Helloween war erst vor ein paar Tagen und ich habe mit meinen Kindern Helloween-Plätzchen gebacken. Um mein Backsortiment zu erweitern, fuhr ich mit meiner Freundin zur METRO, in der Hoffnung etwas außergewöhnliches zu finden. Überall waren Weihnachtsarktikel zu sehen von allen denkbaren klassischen Schokoladenherstellern. Überall Weinachtsschokoladenmänner in allen Formen und Farben.

Ich ging durch die Reihen und schaut mir alles an, überlegte, was ich meinen Kindern mitbringen und welche Freude ich ihnen machen kann. Welche leckere Schokolade landet dieses Jahr in ihren Nikolaussäckchen? Mit was kann ich ihnen eine besondere Freude machen? Ist es der klassische lila Weihnachtsmann mit einem Plüschtier oder wird es doch der rote Weihnachtsmann? Oder lasse ich mich auf die moderne Ausführung, den Weihnachtsmann als Rockstar, ein?

In den vergangenen Jahren war ich ziemlich streng, was der Konsum von Süßigkeiten bei meinen Kindern angeht. Keiner von euch muss ich wohl erzählen, wie schädlich übermäßiger Konsum von Zucker ist. Nur selten werden Süßigkeiten bewusst an die Kinder verteilt. Heute sind sie älter, weswegen ich ihnen besser erklären kann, warum wir in unserem Haushalt einen bewussten Umgang mit Süßigkeiten pflegen. Vertrete ich den Kindern gegenüber einen bewussten Umgang, so kommt es auch mir zu gute, denn schließlich bin ich als Erwachsene das Vorbild. Ich kann nur schwer meinen Kindern Regeln aufstellen, welche ich selbst nicht einhalten kann. Also gönne ich auch mir einen bewussten Umgang mit Süßigkeiten (mit bewussten Ausnahmen natürlich – für alle).

So stehe ich also vor dem Regal mit den unzähligen Schokoladen-Weihnachtsmännern und höre, wie meine Freundin zu mir sagt: „na, kannst du dich bei der riesigen Auswahl nicht entscheiden?“ Durch ihre Frage schoß sofort ein Gedanken in meinen Sinn: „Ich kann doch meinen Kindern keine Freude mit Schokolade machen, wenn ich weiß, dass 1,5 Mio. Kinder auf afrikanischen Kakaoplantagen schuften, nicht zur Schule gehen dürfen und das nur, weil Großkonzerne den Kleinbauern viel zu wenig Geld bezahlen. Somit sind sie gezwungen, Kinder arbeiten zu lassen.

Wie verrückt ist das denn? Stellt es euch mal bildlich vor: In der einen Szene seht ihr die leuchtenden Kinderaugen, wenn sie ihre Schokolade in der Hand halten (einer der Großkonzerne macht genau solche Werbung, wisst ihr, welche ich meine?) und in der anderen Szene, die zu genau der gleichen Zeit abläuft, liegt ein Kind völlig erschöpft nach schwerster körperlicher Arbeit erschöpft in seinem Bett – ohne leuchtende Augen.

Gut zwei Drittel der in Deutschland verbrauchten Kakaobohnen stammen aus Ghana und der Elfenbeinküste. Die meisten Kinder arbeiten auf den Feldern der Eltern oder Familienangehörigen Etwa 10.000 der 1,5 Mio. Kinder sind jedoch Opfer von Sklaverei und Kinderhandel[1]. Die Kakaobauern sind so arm, dass sie sich keine bezahlbaren Erntehelfer leisten können. Also greifen sie auf unschuldige Kinder zurück. Diese Kindern schleppen Tag für Tag schwere Lasten, hantieren mit scharfen Macheten und versprühen Pestizide, die in Deutschland oder Europa wegen gesundheitsschädigenden Gifte streng verboten sind, ohne Schutzkleidung.

Eine typische Kakaobauernfamilie in Ghana verdient 155,- Euro im Monat. Das ist die Hälfte dessen, was sie für ein existenzsicherndes Einkommen bräuchten. Und in der Elfenbeinküste müsste sich das Einkommen entsprechend fast verdreifachen.“ So Johannes Schorling vom entwicklungspolitischen Netzwerk Inokta.

Hinter diesem ganzen Schlamassel stecken Großkonzerne wie Barry Callebaut, Mars, Nestlé, Ferrero, Mondelez, sowie die Handelskonzerne Aldi, Lidl, Rewe und Edeka.

Die Marktmacht entlang der Lieferketten haben dazu geführt, dass vom durchschnittlichen Preis einer Schokoladentafel der Kakaobauer am Ende nur sechs Prozent erhält. Bekäme der Kakaobauer doppelt soviel, also 12%, würde die Schokoladentafel um wenige Cent teurer.

Der Kakaobarometer 2020 macht am Beispiel des Familienkonzerns Ferrero (Nutella) folgende Rechnung auf: Im Jahr 2020 schüttete sich die Familie eine Dividende von 642 Millionen Euro aus. Würde sich der Konzern bereit erklären den Kakaobauern ein existenzsicheres Einkommen zu bezahlen, müsste er 450 Millionen Euro mehr für den Rohstoff ausgeben. Es blieben immer noch 192 Millionen übrig und Nutella würde noch nicht mal teurer werden! Mich persönlich schockieren solche Schlagzeilen. Wir, in den reichen Industrieländern hocken im Trockenen, verzehren ungesundes, krankmachende Kost wie Nutella und fördern damit auch noch Kinderarbeit.

An dieser Stelle möchte ich euch wärmstens unsere Alternative zu Nutella vorstellen: Viallella aus der Fattoria la Vialla. Ich liebe diese Haselnuss-Schokoladencreme und bisher hat kein Kind den Unterschied herausgeschmeckt oder die Alternative verweigert. Es stimmt, preislich gesehen, liegt Viallella  200gr Glas für fünf Euro) bei weitem über Nutella, aber dafür stammen alle Zutaten aus biologischem Anbau und ohne zusätzlichem Zucker.

Zum Schluss noch etwas zum gruseln (Halloween ist ja noch gar nicht so lange her): Die wichtigsten Vertreter der Schokoladenindustrie hatten beschlossen, bis zum Jahr 2005 Kinderarbeit auf den Kakaoplantagen zu verbieten. Am 19. September jährte sich dieser Tag zum 20. Mal und nichts ist passier! Im „Harkin-Engel-Protokoll“ haben sie ihr Versprechen niedergeschrieben und bis heute nicht gehalten. Zuerst wurde die Frist auf 2008 verschoben, da die Kakaobranche einzubrechen drohte, da es viel zu wenig Helfer gab, die die Kakaobohne ernteten. Ein weiterer Aufschub auf 2010 – wie soll die Ernte bezahlt werden, wenn keine Kinder eingesetzt werden? Schließlich wurde es nur noch in Aussicht gestellt, bis 2020 die Kinderarbeit um 70% zu verringern.

Wir leben im 21. Jahrhundert und haben scheinbar nichts dazugelernt, denn in Ghana und der Elfenbeinküste, den beiden wichtigsten Kakao produzierenden Ländern, hat die Kinderarbeit in den letzten Jahren wieder zugenommen.

Wenn wir nicht endlich gemeinschaftlich dafür sorgen, dass es europäischen Nachbarländern wie Afrika nicht bald deutlich besser geht und wir ihre Existenz vor Ort durch faire Löhne sichern, wird es zukünftig immer mehr Flüchtlinge geben und ein weiteres Problem rollt sichtbar und unaufhaltsam auf uns zu.

Also was kannst du tun, du als Otto-Normal-Verbraucher, wie ich?

Ich persönlich kaufe keine Produkte von Ferrero, Nestlé, Coca Cola oder wie sie sonst alle heißen wollen. Speziell bei Schokolade ist der Fairtrade-Siegel wegweisend, denn dieser verbietet Kinderarbeit und schreibt einen Mindestlohn vor (auch wenn dieser immer noch zu niedrig ist, ist es der Weg in die richtige Richtung). Die Nachhaltigkeitssiegel UTZ und Rainforrest Alliance haben sich dagegen als weniger hilfreich erwiesen. Sie schreiben keine Mindestlöhne vor und im Jahr 2019 enthüllte die Washington Post, dass Kontrolleure von UTZ Bauern in der Elfenbeinküste trotz Kinderarbeit zertifiziert hätten.

Mein ganz persönlicher Wunsch an euch ist es: Beschenkt eure Kindern nicht mit Produkten die durch Kinderarbeit entstehen. Lasst uns versuchen, nicht nur unseren Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, sondern auch den Kindern in Ghana und der Elfenbeinküste. Nur wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, können wir dafür sorgen, unsere Welt in die richtige Richtung zu lenken. Und wenn du dich morgens mit dem Nutellabrot erwischt, dann denke an das Kind auf der Kakaoplantage.

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